Die geerbte Schwangerschaft

Vor einigen Jahren hatte sie etwas Geld geerbt. Nicht genug für ein Haus mit Grundstück aber genug für einen entspannten Alltag.

Mit ihren 41 Jahren, dem akademischen Berufsabschluss und der unbefristeten gut bezahlten Stelle ließ es sich entspannt in einer großen Mietwohnung samt Hündin auskommen. Es gab keinen Mann in ihrem Leben. Das war ihr irgendwie bisher nicht dazwischen gekommen. Aber es gab das Erbe und die tickende biologische Uhr.

Große Kinderwunschzentren verkaufen mittlerweile Schwanger werden ohne Mann: Stimulation der altersentsprechend trägen Eierstöcke und anschließende Besamung zum optimalen Zeitpunkt. Das hat bei ihr so funktioniert. Zwar nicht gleich beim ersten Mal – aber irgendwann schon.

Und nun war sie schwanger.

Mit 41, mit Hündin, ohne Mann.

Anders als erträumt ging es ihr damit nicht gut. Sie war kreislaufschwach, müde, nicht im Stande ihrer Arbeit nachzugehen. Sie schaffte nicht mal mehr die Hunderunde.

Die schwangere Kollegin, Anfang Dreißig, wurde noch kürzlich von ihr hart belehrt, sie sei schwanger und nicht krank. Das tut ihr mittlerweile leid.

Noch ganz am Anfang der Schwangerschaft blutet sie leicht – soll sich schonen, darf nicht arbeiten, die Hündin wird erst einmal weggegeben. Nun plagen sie Schuldgefühle. Die Angst übermannt sie. Nie war im Kinderwunschzentrum von Fehlgeburt die Rede. Das passiert doch nicht, wenn es künstlich gemacht wird.

Sie blutet weiter, aber der Embryo wächst. Das hält sie nicht aus. Hangelt sich von Untersuchung zu Untersuchung. Sie kann kaum noch essen.

Das Erbe frisst sie auf.

Die geerbte Schwangerschaft

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